Die schiefe Ebene

Nachruf auf Heinz Roskothen

Es gibt Schlüsselreize, welche die „alten Hasen“ des Theaters unverzüglich in der Vergangenheit schwelgen lassen. Diese Nostalgie wird uneingeschränkt ausgelöst durch den Ausruf „Sauber Mädchen, bisschen lauter!“ oder auch einfach ein stakkatoartig lautstark gebelltes „HA!“. Ähnlich verhält es sich, sollte im Rahmen unserer Theaterarbeit der Vorschlag geäußert werden, vielleicht eine „schiefe Ebene“ auf der Bühne zu installieren.

Denn all dies und vieles mehr erinnert uns an Heinz Roskothen und seine Literaturkurse und Theaterprojekte. Seine eigenwilligen Regieanweisungen, seine extravaganten- und gleichzeitig sparsamen Bühnenbilder sind unvergessen. Seine energische- und bisweilen extrem lautstarke Auseinandersetzung mit Kunst und Künstlern (vor-, auf- und hinter der Bühne) sind schlicht Legende.

Dem Theater unterm Dach gilt er als inoffizieller „Gründervater“ des Ensembles. Denn es war einer seiner Literaturkurse am WJG, dem im Jahre 1990 die ersten Mitwirkenden des Theaters und die Gründer des „Theater unterm Dach e.V.“ entsprangen. Und auch in den Folgejahren blieben es Heinz Roskothens ambitionierte Theaterprojekte und sein Blick für Bühnentalente, die für uns ein Füllhorn des Theaternachwuchses darstellten. Nicht selten beklagte er (womöglich gar nur halb scherzhaft), dass wir ihm die besten Leute „abwerben“ würden.

Am 10.08.22 ist Heinz Roskothen im Alter von 87 Jahren verstorben. Diese Nachricht stimmt uns sehr traurig. Das Theater unterm Dach verliert mit ihm eine wahre Lichtgestalt und einen auch lange nach Ende seiner eigenen Theaterarbeit immer wieder gern gesehenen Ehrengast und hochgeschätzten Kritiker unserer Inszenierungen.

Seiner Familie gilt unser aufrichtiges Beileid.

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